Endlich wieder Sommertheater am GAG: „Eine geniale Idee“ und eine Win-win-Situation

Endlich wieder Sommertheater am GAG: „Eine geniale Idee“ und eine Win-win-Situation

Am 19. Juni 2024 fand die Premiere der Komödie „Eine geniale Idee“ in der Aula des Graf-Adolf-Gymnasiums statt. Das Stück basiert auf einer Idee aus den 50er Jahren („Kein Auskommen mit dem Einkommen“ von Fritz Wempner) und ist doch so aktuell in Bezug auf Wohnungsknappheit und Kostenexplosion.

Genau um 19 Uhr schlossen sich die Türen der Aula, und es wurde im Zuschauerraum dunkel und auf der Bühne hell. 

Vom ersten Moment an ziehen die beiden Schauspielerinnen aus dem Literaturkurs der Q1 die Aufmerksamkeit des Publikums auf sich, als sie sich als die Jurastudentinnen Clara und Claudi (in ihrer Kratzbürstigkeit überzeugend dargestellt von Amelie Groenhoff und Carlotta Mahnig) in der nicht ganz billigen Münsteraner Wohnung angiften, weil das Geld sehr knapp geworden ist, was für die materiellen Wünsche jedoch nicht zutrifft. 

Dann hat Claudi, die auch noch Influencerin ist in einemNebenjob, der das Studium zweitrangig sein lässt, eine Idee. Ein kleiner Raum in der Wohnung könnte doch untervermietet werden. Clara lässt sich trotz ihrer Zweifel darauf ein. Während sie eine junge Frau vorschlägt, besteht Claudi auf einem jungen Mann.

Und es kommt, wie es kommen muss: Das ist „Murphys Gesetz“ – alles, was schiefgehen kann, wird auch mit Sicherheit schiefgehen. Clara macht einen Vertrag mit einer Untermieterin, Anna, die in einer Nachtkita arbeitet und das Zimmer nur tagsüber braucht, Claudi einen mit einem Untermieter, Hannes, der tagsüber arbeitet und nachts nach Hause kommt.

Das scheinbare Dilemma lässt Claudi wieder auf eine geniale Idee kommen: „Ja, denk doch mal nach – die eine nur tagsüber und der andere nur nachts!“

Also nehmen sie beide und kassieren doppelt Miete – 850 €! 

Witzige Dialoge und Spaß am Spiel unterstützen die nicht nachlassende Spannung, und das Publikum will unbedingt wissen, wie sich die Situation entwickelt. 

Anna (Lisa Sellmeier) und Hannes  (Finja Roters) schöpfen nach einiger Zeit Verdacht, dass etwas nicht stimmen kann mit diesem Zimmer, z.. B. fallen ihnen seltsame Gerüche, unbekannte Socken und Tücher auf.

Und wieder bewahrheitet sich Murphys Gesetz: Es kommt zum Eklat – Clara und Hannes begegnen sich, aber – und hier zeigt sich, wie ausdrucksstark und souverän Lisa Sellmeier und FinjaRoters agieren – die beiden einigen sich nach dem ersten Schock und beschließen, Clara und Claudi zu konfrontieren –  gelassen, schlau, überlegen  und kompromissbereit präsentieren sie eine wirkliche Win-win-Situation!

Wer wissen will, wie diese im Detail aussieht, hat dazu am 3. Juli um 19.00 Uhr Gelegenheit. Es lohnt sich! 

Hier stimmt alles – von der straffen und zielgerichteten Spielführung durch Monika Höhl, Leiterin des Literaturkurses, bis hin zu der Gestaltung des Bühnenbildes und der Technik durch Ludwig Burandt und seine jahrgangsübergreifende Bühnenbild- und Bühnentechnik-AG. Nur wenige, aber effektvoll eingesetzte Requisiten, z. B. Claudis durchsichtiger Spiegel, lebendige Lichteinstellungen und die dynamisierenden Musikvariationen (eingespielt von Simon Zafirakis) unterstützen die gelungene Inszenierung und machen sie zu einem nie langatmig werdenden Erlebnis. Situationskomik wird zudem für das Publikum greifbar, wenn weitere Figuren wie Annas Mutter (Jana Ruschinzik), Hannes’ Vater (Leonard Wibbeler), der Nachbar Cornelius und seine Freundin Lisette (Emily Meyer und Sophie Lisso) und die Vermieterin Dr. Nicola Schulze (Sina Schütte) in das Geschehen eingreifen und für heitere Verwirrung sorgen.

Eine Souffleurin, Ashley Nickel, darf natürlich nicht fehlen, obwohl diese glücklicherweise kaum eingreifen muss, da die Truppe voller Spielfreude und von Monika Höhl und Ludwig Brandt sehr gut vorbereitet worden ist.

Fußballspiele finden in riesigen Arenen statt und können die Massen euphorisieren. Die Aula des Graf-Adolf-Gymnasiums ist sicherlich viel viel kleiner, aber dieses Theaterstück, übrigens das erste nach fünf Jahren, bietet neunzig Minuten lang begeisternde heitere Unterhaltung, die nicht versäumt werden sollte.

Bitte notieren: 3. Juli 2024, 19.00 Uhr Aula Graf-Adolf-Gymnasium Tecklenburg

von Kerstin Plikat-Schlingmann